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So kannst du Junge Krebspatient:innen und Überlebende unterstützen

So kannst du Junge Krebspatient:innen und Überlebende unterstützen
Tipps für die Kommunikation mit Krebspatient:innen 
 
Herauszufinden, dass jemand aus dem Bekanntenkreis Krebs hat, kann schwierig sein. Du weißt nicht, was Du sagen sollst, wenn Du zum ersten Mal davon erfährst oder mit anderen gewissen Situationen konfrontiert wirst? Du bist damit nicht allein. 
Du magst die Person vielleicht nicht sehr gut kennen, möchtest ihr aber zeigen, wie viel sie Dir bedeutet. Oder ihr steht Euch nahe und Du fühlst Dich verängstigt und unsicher. 
Was auch immer es ist, wir geben Dir Tipps worauf Du achten kannst, wenn Du mit einem Krebspatienten oder eine Krebspatientin kommunizierst: 

DAS KANNST DU TUN

1. Nimm‘ Dir die Zeit, zu verarbeiten 
Anfangs könntest Du etwas Zeit benötigen, mit Deinen eigenen Gefühlen klarzukommen. Das ist zulässig. Recherchiere und setze Dich mit dem Thema auseinander, indem Du nach zuverlässigen Quellen suchst oder mit Fachkundigen darüber sprichst. 

2. Zeig‘, wie sehr die Person Dir bedeutet 
Ein Besuch, ein Anruf oder eine Nachricht – es sind die kleinen Gesten, die Deine Fürsorge zum Ausdruck bringen. Lass‘ sie wissen, dass Du für sie da bist. Zeig‘ ihnen regelmäßig Dein Interesse, Dein Engagement und Deine Unterstützung. 
 
Hier sind ein paar Vorschläge, was Du sagen kannst: 
  • „Wie geht’s Dir?“ 
  • „Ich bin mir nicht sicher, was ich sagen soll, aber ich möchte Dir sagen, dass Du mir viel bedeutest.“ 
  • „Es tut mir Leid zu hören, dass Du das durchmachen muss.“ 
  • „Wenn Du darüber reden willst, sollst Du wissen, dass ich für Dich da bin und gerne zuhöre.“ 
  • „Wenn Du gerade nicht darüber sprechen willst, ist das absolut okay. Wann immer Du bereit bist, höre ich gerne zu.“ 
  • „Bitte lass‘ mich wissen wie ich helfen kann.“ 
  • „Ich denke an Dich.“ 

3. Hör‘ zu 
Manchmal ist Zuhören das Beste, das Du tun kannst. Gib‘ ihnen den Raum, über alles zu sprechen, und vermeide es, sie zu verurteilen oder zu versuchen, ihre Gefühle zu ändern. Sollten sie um Rat fragen, antworte herzlich und ehrlich. Ansonsten höre einfach zu und lass‘ sie auch die unangenehmen Gedanken mit Dir teilen. 

4. Bring‘ sie in Gesellschaft 
Hilf‘ ihnen dabei, nach Selbsthilfegruppen zu suchen oder stelle einen Kontakt zu einer Gruppe her, falls sie daran interessiert sind. Das könnte ihnen den Stress nehmen, selbst nach der richtigen Gruppe zu suchen. 

5. Begleite sie zur (Chemo-) Therapie 
Es kann ziemlich einsam sein, in einem möglicherweise stressigen Umfeld allein zu einem Termin zu gehen. Biete ihnen Deine Unterstützung an, indem Du sie begleitest. 

6. Lache mit ihnen 
Mit Lachen und Albern lässt sich Stress sehr gut loslassen. Achte aber darauf, dass die Situation angemessen ist und die andere Person damit umgehen kann. 
 

DAS SOLLTEST DU VERMEIDEN

1. Über die Sache spekulieren 
Es kann Betroffene zutiefst erschüttern, wenn Du ihnen gegenüber über die Ursachen Ihrer Krebserkrankung spekulierst oder sie fragst, ob sie sie womöglich durch vergangene Handlungen selbst zu verantworten haben. Du möchtest nicht, dass sie sich niedergeschlagen fühlen und sich selbst die Schuld für Ihre Krebserkrankung geben. 
 
2. „Ich weiß wie Du Dich fühlst“ sagen 
Niemand kann genau einschätzen, wie sich eine andere Person fühlt – insbesondere, wenn sie an Krebs leiden. 

3. Leere Floskeln verwenden 
Es ist zwar wichtig, aufmunternd zu sein, aber leere Floskeln wie „Kopf hoch.“, „Alles wird gut.“ oder „Bleib‘ einfach optimistisch.“ sind wenig aussagekräftig und machen den Eindruck, als würde man die Ängste und Sorgen der anderen Person missachten. 

4. Von der Tante, dem Freund oder Kollegen erzählen, der auch Krebs hat oder hatte 
Jede:r ist anders, denn was für einige funktioniert hat, funktioniert möglicherweise nicht für andere. Es kann sehr entmutigend sein und falsche Hoffnungen machen, die Krebshistorien von Menschen zu vergleichen. 

5. Ihr Äußeres kommentieren, wenn sie mitgenommen aussehen 
„Du siehst blass aus.“ oder „Du hast Gewicht verloren.“ wird sie nicht aufmuntern und nur noch mehr Augenmerk auf die negativen Aspekte lenken. Lass‘ sie es stattdessen wissen, wenn sie gut aussehen! 


STIMMEN VON JUNGEN KREBSÜBERLEBENDEN

Ich habe mich am besten unterstützt gefühlt, wenn… 
  • Meine Eltern haben mich unterstützt, indem sie mir von Anfang an nahestanden und mir auch noch immer nahe sind. Auch unterstützten mich Freunde, die meine Schwierigkeiten gesehen haben und fortwährend nach mir sahen, anstatt mich für lange Zeit allein daheim sitzen zu lassen, ohne ausgehen zu können. Meine Familie, meine Großmutter und mein Onkel haben mich Tag für Tag ihre Liebe spüren lassen. Ich erinnere mich, wie meine Onkel nach meiner zweiten OP eine Überraschungsparty zu meinem 20. Geburtstag organisiert haben. Ich war viel zu aufgeregt, traurig und wütend zugleich, weil ich solche Schmerzen hatte. Aber meine Liebsten so versammelt zu sehen, um meinen Geburtstag zu feiern, ließ mich vor lauter Freude sehr viel weinen. 
  • Ein guter Freund, den ich während meines Krankenhausaufenthaltes kennengelernt habe, hat mir sehr viel Kraft gegeben. Er schüttelte mir täglich virtuell die Hand und ließ mich stets durch Nachrichten und (Video-) Anrufe seine Präsenz spüren. Er munterte mich auf, indem er mir gut zusprach, dass alles bald ein Ende hätte und wir es schaffen würden. 
  • Meine Freundin Samantha war mir eine große Hilfe und Unterstützung, da sie mich immer zur Chemo ins Krankenhaus begleitete – sie hat mich nie allein gelassen. 
  • Ein Funke wurde in mir entfacht, als meine dreijährige Tochter mich haarlos sah und sagte: „Mama, aber du bist schön!“ 

Wann hast Du Dich durch andere verletzt gefühlt? Was konntest Du nicht aushalten? 
  • So viele Menschen haben mich verletzt, von denen ich dachte, sie seien meine Freunde, sich dann aber in der Zeit von mir distanzierten. Insbesondere eine Person tat dies, indem sie mein Verhalten kritisierte. Tatsächlich liebe ich es, Fotos von mir zu machen oder fotografiert zu werden. Er bemängelte, dass ich oft Fotos von mir machte und veröffentlichte, weil er überzeugt davon war, ich würde es machen, um mich als Opfer darzustellen. Dabei war es schon immer meine Art und Weise, mich auszudrücken und der Welt zu präsentieren. 
  • Ich konnte es kaum aushalten, wenn sie mich zu Hause besuchten und über ihre Kopfschmerzen und banalen Wehwechen jammerten, während ich voller Schmerzen auf der Couch lag, nicht fähig mich zu bewegen. 
  • Ich war sehr verletzt, als eine „ehemalige Freundin“ mich anrief und sagte, sie sei an dem Tag sehr krank. Dabei hatte sie einfach nur einen Herpesausschlag auf den Lippen, während ich Chemo hatte. Auch tat es sehr weh, wenn viele Menschen sagten: „Ach, sorge Dich nicht, Haare wachsen wieder.“ oder „Haare und Ärger versagen nie.“ 
  • Insbesondere während der Therapie war ich verletzt, aber mehr als alles andere fühlte ich mich in meiner Wahrnehmung und den widersprüchlichen Gefühlen missverstanden. Nur jene, die demselben steinigen Weg ins Auge sehen, können das verstehen. 
  • Ich konnte es nicht ausstehen, wenn jemand meinen haarlosen Kopf berührte oder mich wie eine kranke Person ansah. Noch immer verabscheue ich es, wenn Menschen meine Geschichte mit ihrer eigenen vergleichen und dabei denken, sie hätten Schlimmeres erlebt, und nahezu darum konkurrieren, wen es schlimmer getroffen hat. Bei allem, was unsere Seele zerfetzt, ist es kein Wettkampf um das größere Übel. Ich hasse es noch immer, wenn ich jemanden treffe und die Person ihren Blick nach unten auf meine Brüste wandern lässt, um zu sehen, ob ich eine Masektomie hatte und meine Brüste rekonstruiert wurden. 
 

Dieser Artikel wurde durch Gespräche mit Krebspatient:innen als Bestandteil des OACCUs Projekt erarbeitet. American Cancer Society und Caringbridge dienten als zusätzliche Quellen.


Autorin: Nicole Stiegeler, OAC